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III. Teil
DIE VEREINSGESCHICHTE.
Die Gründung des Gesangvereins “Germania” Glattbach vollzog sich im Februar 1873 im Lokale von Gastwirt und Bürgermeister Johann Ludwig Hein (jetzige Wirtschaft Peter Heeg). Vorstand wurde Johann Ludwig Hein, Dirigent Peter Alois Ott. Die Gründungsmitglieder waren: Karl Krautt, Adam Klug, Valtin Bernhard, Adam Kuhn, Kilian Kuhn, Adam Schüßler, Ferdinand Sauer und Johann Klemens Beißler. Um einen festen Zusammenhalt der Mitglieder zu erwirken, wurde im Jahre 1875 “eine Fahne angeschafft”. Sie kostete damals den hohen Preis von 120 Gulden. Die eine Seite trägt den Schmuck einer Lyra, die andere ein Eichenrankenwerk mit Inschrift. Die Ausführung zeigt beste Handarbeit. Eine Hanauer Fahnenfabrik lieferte sie. (Fa. Liebig.) Im Jahre 1878 verlegte der Verein wegen Wahlstreitigkeiten (Gemeindepolitik) sein Lokal von der Hein‘schen Wirtschaft nach dem Lokal Johann Andreas Sauer, welches später Franz Max Sauer und nach dessen Tode heute Herr Heinrich Breunig pachtweise inne hat. In den ersten 10 Jahren hatte der Verein 12 Vorstände, ein Zeichen, daß das Vereinsleben auch mancherlei Schwierigkeiten zu bestehen hatte. Das “Liedergut” war und ist heute noch, vom Volksliede angefangen bis zu schweren Chören, Gemeingut des Vereins. Das 25jährige Bestehen wurde am 12. 6. 1898 unter großer Beteiligung umliegender Bruder- und Ortsvereine festlich begangen. Bis zum Jahre 1910 sang der Verein auch zur Verschönerung des Gottesdienstes, was immer, bis zur Abgabe an den erstandenen Kirchenchor, eine Freude und volle Hingebung der jeweiligen Vereinführung und Sängerschar war. Von den Einwohnern wurde das Singen in der Kirche gerne gehört. Das 40jährige Stiftungsfest feierte man an Pfingsten 1913 in den Räumen der gastlichen Glattbacher Mühle. Kaum ein Jahr war vergangen und der unheilvolle Weltkrieg 1914/18 brach herein. Fast 2 Drittel der aktiven Sänger rückten ein, darunter auch Herr Vorstand Gregor Sauer und Herr Dirigent Johann Schüßler. Ein kleines Häuflein blieb übrig, das letztlich unter Herrn Oberlehrer Edmund Merz ab und zu beim Proben sich versammelte. Tiefe Wunden hatte der Krieg geschlagen, zahlreiche Opfer aus dem aktiven Sängerkreise waren zu beklagen. Aber schon bald erwachte wieder die Liebe zum Gesang Durch den Zusammenschluß im Maintalsängerbunde wurden wieder Dirigentenkurse und auch Wertungssingen abgehalten, wobei der Gesangverein “Germania” beachtliche Leistungen erzielen konnte. In die Zeit tiefen wirtschaftlichen Niedergangs und Geldentwertung fiel das 50. Jubelfest des Vereins. Das ganze Dörfchen nahm daran teil. Aus der Umgebung kamen 23 Brudervereine am 10.6.1923 zum frohen Feste. Große Triumphbögen, musterhafter Häuserschmuck, besonders in der Turnhalle wo das Fest stattfand, trugen dazu bei, dem Tag die rechte Weihe zu geben.Die Führung des Vereins lag damals in den bewährten Händen von Herrn Alois Stumpf. Hier seien einige Preise angeführt, die durch die Inflation verursacht, zeigen, wie man zu rechnen hatte: 1 Liter Bier kostete 2000.-, 1 Flasche Wein 4500.-, 1 Brötchen 250,- 1 Portion Wurst 2500.- Mark. Die Vereinskasse konnte der katastrophalen Geldverhältnisse wegen auf keinen Ueberschuß rechnen. Das gesellige Leben wurde gepflegt, Frohsinn und Humor waren in den Sängerrunden. Es gab die sogenannte “Lügenecke” u.a.m. Jahrzehnte hindurch ergötzte Herr Adam Sahm (Dr. Sahm genannt) mit seinen prickelnden, humorvollenVersen: “Der schwarze Mohr”, “Ti-ti-put-put-put mein Hühnchen”, oder die “Nudelmagrett”, waren neben Musik - Gymnastik - Akrobatik sein fröhlich spendendes Fach.Er ist nicht mehr, Ehre seinem Andenken, und allen denen, die mit ihm waren. Schöne Stunden, unvergeßlich, manchmal erhaben groß, flossen in den Becher der Zeit. |
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Das Hessische Sängerbundesfest in Darmstadt und das Deutsche Sängerbundesfest in Frankfurt a. M. wurden mit großer Begeisterung besucht. Der Verein beteiligte sich dort an gesanglichen Aufführungen. Am 23. 7. 1933 wurde das 60. Wiegenfest des Vereins hoch-festlich begangen. Wiederum feierte Alt und Jung des Dorfes mit. Der finanzielle Erfolg war ein guter. In der Hitlerzeit war das Vereinsschifflein in politisches Fahrwasser geraten und dementsprechend nicht mehr so harmonisch wie ehedem. Es kam der zweite Weltkrieg I939/1945. Von 1942-1946 erlahmte das Vereinsleben. Im September 1946 wurde anläßlich einer Generalversammlung eine neue Vorstandschaft gewählt und Herr Adolf Lang mit der Lizenzierung des Vereins beauftragt. In langen Abwicklungen, die sich bis Mai 1947 erstreckten, wurde selbige durchgeführt. Die erste Gesangstunde war ein Festakt. Die Gemeinde Glattbach war durch den 1. und 2. Bürgermeister, Herrn Georg Hauck und Herrn Johann Krenz vertreten. Dirigent wurde Kaufmann Sebald Bernhard. Nahezu 6o Sänger traten bei. Eine große Arbeit begann. Ernste Proben kamen, aber auch ein neuer Geist zog ein. Jeder wollte sein Bestes geben.
In Treue und Liebe rüsten wir zum 75jährigen Gründungsfeste des Vereins.
Möge Gott es geben, daß der Verein in seinem edlen Streben auch fernerhin zum Wohle unserer geliebten Heimat wirke und bestehe.
Zum Schlusse stimmen wir mit dem Chronisten ein in das Lied:
Mein Heimattal!
Im Tale still verborgen Liegt Glattbach wunderschön. Ja schon am frühen Morgen Dort frohe Menschen gehn. “Drum sollst Du mit mir singen – Dir Glattbach soll erklingen. - Frei und zielbewußt - Ein Lied aus tiefster Brust Gott segne Deine Flur.”
Und Männer ohne Zagen, In Freud und in der Not, Dem Vaterland sie tragen Die Treue bis zum Tod. “Drum...
Und Mädel ohne Schminke, So frisch wie Morgentau, Am Arbeitsplatz geflinke Gibt würd‘ge deutsche Frau. “Drum...
Und Mutter Dir der guten, Dir darf die‘s Lied ich weihn, Dir wollte ich zumuten, Du sollst uns ewig sein. “Drum... |
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