Germania Glattbach

Stand: 11. September 2000

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Alle_98

Die Chöre der Germania Glattbach, bestehend aus dem Frauenchor, dem Männerchor sowie dem Jungen Chor “Gaudium Cantandi” im Jahr des 125- jährigen Vereinsjubiläums (1998) vor der Stiftskirche in Aschaffenburg

so klingt die Germania

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Kontakt zum Vorstand

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Veranstaltungen im Jahr 2000 - alle Abteilungen

Datum

Anlass

Kommentar

19.02.

Kappenabend im Sängerheim

entfällt

02.03.

Altweiberfasching im Sängerheim

entfällt

24.03.

Jahreshauptversammlung im Sängerheim

Sehr wichtig: Möglichst alle sollten kommen, um die Arbeit des neuen Vorstands zu würdigen oder bei Bedarf auch konstruktiv zu kritisieren.

08.04.

5 Jahre Gaudium Cantandi

Wer wissen will, wie sich die Zukunft der Germania anhört, darf das Konzert nicht versäumen. - Details

22.-25.06.

Vereinsausflug nach Prag

Ich sage nur: mitfahren, mitfahren, mitfahren...

15.07.

Sommerserenade

DIE Konkurrenz für meinen Kollegen Luciano. - Details

19.-20.08.

Schwalbesfest

´ne Menge Arbeit, aber Publicity für den Verein.

07.08.-04.09.

Ferien

braucht ein Chorleiter zum Auftanken

21.10.

1000 Jahre wie ein Tag

Der Höhepunkt des Jahres - Details

? 11.11. ?

Kirchgang und Ehrungsabend

steht noch nicht genau fest

30.12.

Wiederholung: 1000 Jahre

St. Peter und Paul Karlstein-Dettingen

hoch!

Chronik

1873 - 1948

FESTSCHRIFT
 

DES GESANGVEREINS “GERMANIA” GLATTBACH,

ZU SEINEM 75. STIFTUNGSFESTE

AM 24. UND 25. JULI 1948

Der Hilfsbereitschaft
unseres Sangesbruders Alois Stumpf sei besonders gedankt.
Den Text und Gedichte schrieb Adolf Lang.
Die Zeichnungen fertigte A. Bergmann-Franken

Einleitung - ”Das schöne Heimattal”
Die Pest 1605/6 - ”Der Schwarze Tod”
Der Krieg von 1866 - “Der Spion”
1868 - “Die Opferflut”
Die Leineweber - “Die Leinewebers Kinn”
Die Magdalenenkapelle
Johann Desch und die Industrialisierung
2. Weltkrieg und Nachkriegszeit - “O Heimat du”
Sonstige Ortsvereine 1948
Die Vorstände
Die Dirigenten
Die Vereinsgeschichte 1873-1923
Die Vereinsgeschichte 1923-1948
 

I. Teil

ORTSGESCHICHTE

Eine halbe Stunde nördlich Aschaffenburg liegt in einem anmutigen Tale das Dörfchen Glattbach. Im 12. Jahrhundert (dem frühesten, festgestellten Zeitpunkte) soll es Gladebach, später Glabbach geheißen haben. Im Wandel der Zeiten wurde es in “Glattbach” umbenannt. Viele Wanderer aus der näheren und weiteren Umgebung nehmen dieses liebliche Dorf als das Endziel ihrer sonntäglichen Wanderungen gerne an.

Im schönen Frühling, wenn an den Hängen rund um das Dorf die Kirschbäume in ihrer Blütenpracht sich zeigen, ersteht ihnen seine ganze malerische, bezaubernde Schönheit. Die Dächer der schmucken Häuser leuchten in hellem Rot. Inmitten des Dorfbildes erhebt sich die neugotische Kirche. Die fleißigen, friedliebenden Bewohner haben es trotz der schweren Zeiten nicht verlernt, Liebe und stete Anhänglichkeit ihrer Heimat zu bewahren. Der Geist dieses edlen Empfindens ist vom Chronisten unserer Heimat in folgenden Versen ausgedrückt.

Glattbach_1

Das schöne Heimattal.

Du schönes Glattbachtal
Du Heimat voll Liebe und Glück,
Dich grüß ich tausendmal,
Zu dir kehr ich sehnend zurück.
Du rufst uns allen zu:
“Hier findest du Frieden und Ruh.”
Drum singt mit mir, ob alt - ob jung
Aus tiefster Brust stimmt ein mit Schwung -
Wir grüßen von Herzen viel tausendmal;
“Das schöne Heimattal.”
Da ist man froh gestimmt -
Auch wenn es der Sorgen gar viel -
Ein “jeder” nur das nimmt
Was ihn führet grad‘wegs zum Ziel -
In “Treue” jeden Tag
Da komme, was kommen auch mag -
Ob Sturm - ob Glück, die Zeit verrinnt
Und schon ein neuer Tag beginnt
Und trägst du die “Liebe” im Herzen noch
Bleibst du ein “junger” doch!
 

Einst war die Heimat von sonnigen Wingerten umstanden. Die wärmenden Sonnenstrahlen durchgluteten die edlen Reben, deren Wein den Stiftsherren des nahen Aschaffenburg ein löbliches Getränk lieferten. Heute bestehen noch Gemarkungsbezeichnungen wie z. B. oberer-unterer Wingert und am heißen Stein. Viele für den Anbau schädliche Einwirkungen, karge Ernten, die Reblaus und lange Kriegsjahre machten den Weinbau zunichte.

hoch!

Die Pest in Glattbach im Jahre 1605/6.

Der schwarze Tod.

Schon Tag für Tag im Friedhof dort
Ein Graben und ein Hacken - -
Der schwarze Tod ist in dem Ort,
Ein Grausen will uns packen.

Es brüllt das Vieh im nahen Stall
Die Uhr noch tickt im Haus.
Der Beulen voll - am Körper all
Den “Letzten” schleppt man raus.

Und auch im Haus schon nebenan
Brennts Totenlicht allein.
Der Schnitter Tod ruft laut: “Wohlan”!
Hier will ich König sein!

Die Geisel Gottes schonte nicht - -
Für Mensch und Vieh sie kam,
Bis Glattbachs Not im Glaubenslicht
Zum Beten Zuflucht nahm.

Und ein Gelübde ward gemacht
Vorm “Herrgott” auf den Knien
Ein Tag zu “Fasten” bis zur Nacht
Soll‘s Vieh auch einbeziehn.

So ward der “helle” Feiertag
Ein Schrei aus tiefster Not,
Das Graben ließ im Friedhof nach,
Doch‘s halbe Dorf war tot.

Glattbach_Pest

Durch diese große Not und das entsetzliche Sterben (veranlaßt) wurde jährlich am 27. September der “helle Feiertag” gelobt und durch Jahrhunderte hindurch für Mensch und Vieh gehalten. Die Pest und der darauffolgende 30jährige Krieg hatten von 33 Familien 23 hinweggerafft. Um das Jahr 1651 waren nur noch 10 Familien ansässig. Nur langsam ging es wieder aufwärts.

Man nimmt an, daß bei der großen Not, die um das Jahr 1785 herrschte, auch die Reben ausgehauen wurden, um das Lebensnotwendigste anpflanzen zu können Der urkundlich älteste Besitz der Stiftsherren von St. Peter und Alexander (ehemals Leihpacht), war das sogen. Höfchen, die spätere Helm‘sche Mühle in eigenem Besitz.

Glattbach_Muehle

hoch!

Es kam der Krieg 1866. Fremdes Reitervolk durchsprengte die ruhigen Gassen des Dörfchens. Ein Spion wurde gesucht. Aus dieser Zeit berichtet folgende Begebenheit.

Der Spion.

In wilder Hast ein Reitertrupp und Soldateska jagen - -
Dort ein Mann dem Dorfe zu - es ist fast nicht zu sagen!
Schnell in ein Haus ist er hinein - man hat ihn noch gesehen.
Was will denn diese wilde Jagd, - was ist denn da geschehen?
Ein Schatten huscht am Bach entlang, am hintern Ausgang weiter,
Man sucht im Haus - von hinten rufts: hier ist er raus uns, leider!
Ganz frisch die Spur am Bach verfolgt, bis zu der Helm‘schen Mühle.
Sie wird umstellt und durchgesucht - noch in der Abendschwüle
Die Frau verhört, das Kind gefragt, doch niemand hat‘s gesehen.
Man flucht und schimpft, man droht und schreit, doch letztlich muß man gehen.

Und der “Spion” in seiner Not war doch versteckt darinnen:
Er raste durch den Mühlengang und - jetzt mußt‘s ihm gelingen -
Ein Sprung vom Kessel zum Kamin, niemand hat ihn gesehen;
Der Rauch ihm auf die Atmung drückt, das Herz blieb fast ihm stehen
Die Hand ans Querholz angekrampft, den Mund zur Wand gepreßt,
So bleibt er stumm - im Rauch versteckt, bis man die Mühl‘ verläßt.

Die Müllerin zur Küche ging - Ein Schrei! Was kraxelt runter?
Den Teufel glaubt sie da zu sehn in all dem Drauf und Drunter -
“Sei still! Nur still! Ich war gehetzt, in größter Not des Lebens.”
In ein paar Schritten war er draus; die Müll‘rin wehrt vergebens - -
Der Krieg war aus, man trug den Mann zu seines Gottes Frieden,
Von dem gelobt - vom andern nicht - vom dritten gar gemieden!

(Dieser Mann war kein Spion, sondern der Besitzer der Helm‘schen Mühle, der seine Felder nachsehen ging, ob sie vom Kriegsvolke verwüstet seien.)

Glattbach_Spion

hoch!

Ein munteres Bächlein durcheilt das Dorf. Am unteren, damaligen Ende war die Glattbacher Mühle. In wuchtigem Quaderbau drehte sich ein mächtiges Rad. Harte Schicksalsschläge machten den Wechsel der Besitzer öfter notwendig. Ein schweres Unwetter traf im Jahre 1868 diese Mühle. Eine Schilderung dieses Ereignisses in nachfolgenden Versen:

Die Opferflut.

Wie friedlich lag doch Dorf und Flur,
Von Hast und Treiben keine Spur.
Der Mittag war schon längst vorbei,
Er gab der Arbeit vielerlei.

Man traute fast dem Wetter nicht.
“Wir fahren doch”, Großvater spricht.
Bis ab und zu - der Wind hebt an
Und fern es donnert - dann und wann.

Jetzt immer mehr die Unruh plagt,
Der Wind den Staub - das Astwerk jagt;
Vom Blitz durchzuckt, es wird fast Nacht -
Der Regen peitscht - der Donner kracht.

So Mensch und Vieh in wilder Hast,
In Atemnot - durchnäßt - erblaßt -
Vom Felde her - zur Mühle hin -
Jetzt, in der Scheune ist man drinn.

Gurgelnd kommen Wassermassen
Durch die Zäune - durch die Gassen -
Ast und Buschwerk - Bäum‘ und Felsen
Berstend - stoßend sich da wälzen.

Und durch die Scheune geht ein Zittern,
Ein Stoß - ein Schrei - die Tore splittern;
Der Knecht, er wollt noch schnell voran,
Doch schon versinkt Kind, Frau und Mann.

Tieferschütternd war ihr Ringen,
Niemand konnte Hilfe bringen.
Donnernd grollt des Wassers Wut,
Rasend schießt die Opferflut -

Der Elemente leidvoll Lied
Acht Menschen in den Strudel zieht.
Und dort des Friedhofs - alter Stein -
Soll immerfort ihr Denkmal sein.

hoch!

Allgemein herrschte große Not. Wie in anderen Vorspessartdörfern lebten auch in Glattbach Leineweber. In alten Gemeindebüchern sind noch 18 Leineweber vermerkt. Sie lieferten in fleißiger Arbeit die Kleidung für die Familie, für den Hausgebrauch und auch für das Fest. Schlicht und einfach war ihr Leben, treu und tief ihr Glaube. Edel und schön ihr Linnen das sie gewoben und gebleicht. In diesen beiden Häusern standen die letzten Webstühle.

Glattbach_Leineweber

Die Leinewebers Kinn

Ganz dort drüben auf der Leite - steht umrankt im Blumenkleide
Unser Heim “das Elternhaus”. Zarte Fäden - flinke Mäden,
Rote Wangen - friedlich prangen, doch die Armut zieht nicht aus.

“Wir sein Leinewebers Kinn”, bei uns wird Garn gedreht,
Des Abends spät und des Morgens wieder früh - bei uns die Spule gebt.

Wenn wir kommen von der Lernschul - läuft die Spindel längst am Webstuhl
Und die Mutter bleicht das Tuch - Glück und Wonne - Heim voll Sonne,
Frohes Singen - Fäden schlingen - ist denn das nicht Glück genug!

Dann um 12 Uhr wird gegessen - zweimal prima gibt‘s zu essen
In dem Leinewebersheim - ohne Knochen - gut zu kochen,
Feine Sülze - oft mit Hülse - Apfelbrei und Haferschleim.

Nach dem Essen einmal neulich - qualmt des Vaters Pfeife greulich,
Es ist gar nicht oft der Fall - plötzlich pumpt es - Tür auf stumpft es -
Angetänzelt kommt und schwänzelt - “jedisch ne die Gäs vom Stall”.

‘s bläßt sich auf der schwarze Kater - so ein Luder schimpft der Vater
Und die Gäs springt auf den Tisch - laute Schreie - Schüssel neie,
Vaters Pfeife - fast zum Greife . deß geht alles in die Brüch.

Und der Vater nimmt den Besen - voller Wut ist er gewesen
Und der Kater macht ‘nen Satz - immer gib ihm - auf die Ripp ihm,
Hoch von oben - saure Proben - haut die Gäs naus und die Katz.

hoch!

Glattbach_Kapelle

Die Magdalenenkapelle

Im Jahre 1682 wurde in Glattbach eine Kapelle erbaut, die als Filiale zu der Pfarrei St. Agatha-Aschaffenburg gehörte. 1727 wurde die zweite Kirche gebaut. Pater Martin von Kochern, der damals im Kapuzinerkloster Aschaffenburg wirkte, soll diese letztere Kirche eingeweiht haben. Im Wechsel mit geistlichen Herren von St. Agatha taten die Kapuziner hier Dienst, bis Glattbach vor der Jahrhundertwende eine Kaplanei wurde. Im März 1899 wurde das Magdalenenkirchlein abgebrochen und 1902 die jetzige neugotische Kirche von Architekt Henfling und Baumeister Scheuermann aus Aschaffenburg erbaut. 1923 wurde die Pfarrei errichtet und H.H.Pf. Benz, aus Weibersbrunn gebürtig, die seelsorgerliche Betreuung der wachsenden Gemeinde übertragen.

hoch!

In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann auch in unserer Heimatstadt Aschaffenburg die Industrie sich zu entwickeln. Wackere Gewerbetreibende und Handwerksmeister nahmen daran teil.

In unserem Dorfe lebte ein ehrsamer Schneidermeister, Johann Desch, er begann damals Kleider auf Vorrat zu machen. Schon bald hatte er so viele Aufträge, daß er seine Werkstätte im Dorfe mit einer größeren in der nahen Stadt vertauschte. 1874 zog er in die Stadt. Es ist das Gründungsjahr der heute hochentwickelten Aschaffenburger Herrenkleider-Industrie geworden. Herr Kommerzienrat Johann Desch konnte in hohem Alter sein Werk in voller Blüte seinen Nachkommen übergeben.

Glattbach_Desch

In diesem Hause fertigte J. Desch die ersten Anzüge

Doch wollte damals bei dem Zunftzwange niemand Schneider werden. Männer und Jugendliche suchten sich daher Verdienst in den Weiß- u. Buntpapierfabriken Aschaffenburgs. Besonders in der ältesten Buntpapierfabrik Auhof waren viele Glattbacher tätig. Dieser Betrieb wurde später mit der größeren Buntpapierfabrik A.-G. vereinigt. Durch 50 und mehr Jahre gingen viele dorthin ihr Brot zu verdienen. Sie waren fleißig, geschickt und konnten sich den vielseitigen Herstellungsverfahren des Papierfärbens usw. gut anpassen. Alle diese Arbeiten erforderten Hingebung und besondere Eignungen. Je nach Fleiß und Tüchtigkeit konnte ein Handfärber damals in der Woche bis zu 1000 Bogen färben, - marmorieren, - lackieren usf.

1876 wurde die Markwährung eingeführt. Für die darbenden Familien war der Verdienst sehr beachtlich und die Freude groß, wenn der Vater “ein Goldfüchslein” (10 Mark in der neuen Währung) heimbringen konnte.

Die guten Wechselbeziehungen zwischen den Leitern der Fabriken und den Glattbacher Arbeitern bestehen heutigen Tages noch. Es erscheint deshalb verständlich, daß heute so mancher treuer Glattbacher Arbeiter betrübten Herzens vor den durch Bombenangriffe schwerst getroffenen Ruinen seines ehemals schönen Arbeitsplatzes steht. Die tatkräftige, mutige Direktion und ihre Arbeiter begannen sofort nach Beendigung des 2. Weltkrieges 1945 die Trümmer zu beseitigen und den Wiederaufbau einzuleiten. Gottes Segen und das Mithelfen “Aller” werden notwendig sein, um den alten Wohlstand, vor allem aber den Arbeitern die Verdienstmöglichkeit wieder zu gewinnen.

Glattbach_Speise

Speisetransportwagen

hoch!

II. TEIL

Unsere Heimat in der Gegenwart.

Die Einwohnerschaft Glattbachs hatte sich kaum von dem 1. Weltkriege und Inflationsjahren 1922/23, sowie den Jahren der großen Arbeitslosigkeit 1929/30 erholt. Nach anfänglich schwerem Ringen kehrte wieder Hoffnung in bedrängte Herzen. 1939 brauste erneut der Kriegsruf durch das stille, friedvolle Dörfchen.

“0 Heimat du, wo ist dein Hoffen,
Ja, wo bleibt deine Zuversicht?
Bist mit Unglück neu betroffen.
0 Schöpfer groß, gib du uns Licht.”

Glattbach_WK2

Ueber 350 Männer und Jungmänner zogen hinaus. Noch einmal blickten sie zurück, um das Bild der teuren Heimat in ihre Herzen einzuschließen. Dort sprudelte das Bächlein, dort verblieben die Stunden froher Jugendtage. Zurück mußten alle bleiben, denen die Liebe und Sorgen, das Herzblut gehörten. Vorbei vorbei!

Manche stille Träne floß bei dem harten Abschiede. Weit über 6o Männer und Jungmänner blieben als “gefallen”, nahezu 50 sind noch nicht zurück. Die furchtbaren Schrecken des erbarmungslosen Krieges bedrängten auch die Heimat. Wer wird jemals die grauenvollen Stunden des 21. November 1944, wer den 12. Dezember 1944 und 21. Januar 1945 vergessen.

Unter den Toten der beiden letzten Bombenangriffe barg man auch 3 Ordensschwestern (aus dem Orden des göttlichen Erlösers in Würzburg), die viele Liebesdienste Alt und Jung in unserer Heimat gespendet hatten. Ihnen ein besonderes Gedenken. In schwerer Tag- und Nachtarbeit wurden in dieser Notzeit größere Bunker gebaut, die zum Teil ein Fassungsvermögen bis zu 200 Personen hatten. Durch die Bomben wurden über 40 Gebäude, Wohnhäuser, Scheunen, Stallungen usw. teils ganz, teils schwer beschädigt.

Groß war die Not!

Das Jahr 1947 war ein nie gekanntes Mißjahr. Die Berghänge rings um das Dorf waren von der Sonne rot gebrannt. In Folge der großen Hitze gab es kein Futter. Die kleinen Landwirte mußten Vieh abschaffen, um das übrig gebliebene durchhalten zu können. Die Zwangswirtschaft, die seit Kriegsbeginn (September 1939) eingeführt wurde, nahm katastrophale Auswirkungen an.

Glattbach_1948

hoch!

1948 zählte unser liebes Glattbach 1700 Einwohner (einschließlich Flüchtlinge). 300 Familienwohnhäuser beherbergen 509 Familien.

Das sonstige dörfliche Vereinsleben sei noch erwähnt.

Name

Gegründet

Arbeiter-Unterstützungsverein I

1873

Arbeiter-Unterstützungsverein II

1903

Turnverein

1895

Darlehenskassenverein

1891

Obstbauverein

1900

Gesellschaftsverein

1921

Fußballverein

1928

Speisetransportverein

1909

Ziegenzuchtverein

1914

Hühnerzuchtverein

1936

Die Mitgliedschaft der einzelnen Ortsbürger ergibt sich entsprechend den Interessen des Einzelnen. Mancher ist Mitglied in mehreren Vereinen. Einigkeit und gegenseitige Hilfsbereitschaft werden stets von allen Seiten gepflegt.

So sei Dir, der Du dieses Büchlein in die Hände nimmst und liest, ein kurzer Ueberblick über Glattbach gegeben, von seinen Menschen, die der Väter gute Sitten und Gebräuche hegen, Fleiß und Strebsamkeit schätzen. Besonders sei der sorgenden Hausfrauen gedacht, die in dieser schweren Zeit sich abmühten, in Feld, Garten und Stall, um dem schaffenden Manne und den heranwachsenden Kindern das zu geben, was ihnen zum Leben notwendig war und so eine “Höherwertung” ihrer Familien gewährleisteten.

hoch!

III. Teil

DIE VEREINSGESCHICHTE.

Die Gründung des Gesangvereins “Germania” Glattbach vollzog sich im Februar 1873 im Lokale von Gastwirt und Bürgermeister Johann Ludwig Hein (jetzige Wirtschaft Peter Heeg). Vorstand wurde Johann Ludwig Hein, Dirigent Peter Alois Ott.
Die Gründungsmitglieder waren:
Karl Krautt, Adam Klug, Valtin Bernhard, Adam Kuhn, Kilian Kuhn, Adam Schüßler, Ferdinand Sauer und Johann Klemens Beißler.
Um einen festen Zusammenhalt der Mitglieder zu erwirken, wurde im Jahre 1875 “eine Fahne angeschafft”. Sie kostete damals den hohen Preis von 120 Gulden. Die eine Seite trägt den Schmuck einer Lyra, die andere ein Eichenrankenwerk mit Inschrift. Die Ausführung zeigt beste Handarbeit. Eine Hanauer Fahnenfabrik lieferte sie. (Fa. Liebig.)
Im Jahre 1878 verlegte der Verein wegen Wahlstreitigkeiten (Gemeindepolitik) sein Lokal von der Hein‘schen Wirtschaft nach dem Lokal Johann Andreas Sauer, welches später Franz Max Sauer und nach dessen Tode heute Herr Heinrich Breunig pachtweise inne hat.
In den ersten 10 Jahren hatte der Verein 12 Vorstände, ein Zeichen, daß das Vereinsleben auch mancherlei Schwierigkeiten zu bestehen hatte. Das “Liedergut” war und ist heute noch, vom Volksliede angefangen bis zu schweren Chören, Gemeingut des Vereins. Das 25jährige Bestehen wurde am 12. 6. 1898 unter großer Beteiligung umliegender Bruder- und Ortsvereine festlich begangen. Bis zum Jahre 1910 sang der Verein auch zur Verschönerung des Gottesdienstes, was immer, bis zur Abgabe an den erstandenen Kirchenchor, eine Freude und volle Hingebung der jeweiligen Vereinführung und Sängerschar war. Von den Einwohnern wurde das Singen in der Kirche gerne gehört.
Das 40jährige Stiftungsfest feierte man an Pfingsten 1913 in den Räumen der gastlichen Glattbacher Mühle. Kaum ein Jahr war vergangen und der unheilvolle Weltkrieg 1914/18 brach herein. Fast 2 Drittel der aktiven Sänger rückten ein, darunter auch Herr Vorstand Gregor Sauer und Herr Dirigent Johann Schüßler. Ein kleines Häuflein blieb übrig, das letztlich unter Herrn Oberlehrer Edmund Merz ab und zu beim Proben sich versammelte. Tiefe Wunden hatte der Krieg geschlagen, zahlreiche Opfer aus dem aktiven Sängerkreise waren zu beklagen. Aber schon bald erwachte wieder die Liebe zum Gesang Durch den Zusammenschluß im Maintalsängerbunde wurden wieder Dirigentenkurse und auch Wertungssingen abgehalten, wobei der Gesangverein “Germania” beachtliche Leistungen erzielen konnte.
In die Zeit tiefen wirtschaftlichen Niedergangs und Geldentwertung fiel das 50. Jubelfest des Vereins. Das ganze Dörfchen nahm daran teil. Aus der Umgebung kamen 23 Brudervereine am 10.6.1923 zum frohen Feste. Große Triumphbögen, musterhafter Häuserschmuck, besonders in der Turnhalle wo das Fest stattfand, trugen dazu bei, dem Tag die rechte Weihe zu geben.Die Führung des Vereins lag damals in den bewährten Händen von Herrn Alois Stumpf.
Hier seien einige Preise angeführt, die durch die Inflation verursacht, zeigen, wie man zu rechnen hatte:
1 Liter Bier kostete 2000.-, 1 Flasche Wein 4500.-, 1 Brötchen 250,- 1 Portion Wurst 2500.- Mark. Die Vereinskasse konnte der katastrophalen Geldverhältnisse wegen auf keinen Ueberschuß rechnen.
Das gesellige Leben wurde gepflegt, Frohsinn und Humor waren in den Sängerrunden. Es gab die sogenannte “Lügenecke” u.a.m. Jahrzehnte hindurch ergötzte Herr Adam Sahm (Dr. Sahm genannt) mit seinen prickelnden, humorvollenVersen: “Der schwarze Mohr”, “Ti-ti-put-put-put mein Hühnchen”, oder die “Nudelmagrett”, waren neben Musik - Gymnastik - Akrobatik sein fröhlich spendendes Fach.Er ist nicht mehr, Ehre seinem Andenken, und allen denen, die mit ihm waren. Schöne Stunden, unvergeßlich, manchmal erhaben groß, flossen in den Becher der Zeit.

Glattbach_Schmuck01

hoch!

Die Vorstände des Vereins waren

Adam Ludwig Hein

7 Monate

Anton Bernhard

2 Monate

Karl Krautt

5 Monate

Karl Morhard

18Jahre

Lehrer Markard

2 1/4 Jahre

Gregor Sauer

10 Jahre

Valtin Bernhard

3 Monate

Alois Stumpf

2 Jahre

Kilian Kuhn

1 3/4 Jahre

Jonas Hauck

 1 Jahr

Ferdinand Sauer

9 Monate

Alois Matthias Sauer

4 Jahre

Adam Schüßler

2 Jahre

Adolf Lang

5 Jahre

Adam Kuhn

1 Jahr

Matth. Krenz

1 1/4 Jahre

Adam Klug

3 Jahre

Angelus Sauer

9 Jahre

Johann Hartlieb

5 Jahre

   

Durch plötzlichen Tod verschied am 14.2.1914 Herr Ehrenvorstand Karl Morhard, der den Verein 18 Jahre opfervoll leitete.

Die Dirigenten des Vereins

1. Lehrer Peter Ott

8. Lehrer Bergmann

2. Lehrer Markard

9. Lehrer Then

3. Lehrer Hußlein

10. Lehrer Büchler

4. Lehrer Wehner

11. Lehrer Schultes

5. Lehrer Heim

12. Zigarren-Fabrikant Johann Schüßler (42 Jahre Dirigent)

6. Lehrer Seltsam

13. Oberlehrer Merz (aushilfsweise)

7. Musiklehrer Ziegler

 

Um seiner Verdienste in gesanglicher Hinsicht wurde Herr Dirigent Johann Schüßler zum Ehren-Dirigenten ernannt.

hoch!

Glattbach_Schmuck02

Das Hessische Sängerbundesfest in Darmstadt und das Deutsche Sängerbundesfest in Frankfurt a. M. wurden mit großer Begeisterung besucht. Der Verein beteiligte sich dort an gesanglichen Aufführungen.
Am 23. 7. 1933 wurde das 60. Wiegenfest des Vereins hoch-festlich begangen. Wiederum feierte Alt und Jung des Dorfes mit. Der finanzielle Erfolg war ein guter.
In der Hitlerzeit war das Vereinsschifflein in politisches Fahrwasser geraten und dementsprechend nicht mehr so harmonisch wie ehedem.
Es kam der zweite Weltkrieg I939/1945. Von 1942-1946 erlahmte das Vereinsleben. Im September 1946 wurde anläßlich einer Generalversammlung eine neue Vorstandschaft gewählt und Herr Adolf Lang mit der Lizenzierung des Vereins beauftragt. In langen Abwicklungen, die sich bis Mai 1947 erstreckten, wurde selbige durchgeführt.
Die erste Gesangstunde war ein Festakt. Die Gemeinde Glattbach war durch den 1. und 2. Bürgermeister, Herrn Georg Hauck und Herrn Johann Krenz vertreten. Dirigent wurde Kaufmann Sebald Bernhard. Nahezu 6o Sänger traten bei. Eine große Arbeit begann. Ernste Proben kamen, aber auch ein neuer Geist zog ein. Jeder wollte sein Bestes geben.

In Treue und Liebe rüsten wir zum 75jährigen Gründungsfeste des Vereins.

Möge Gott es geben, daß der Verein in seinem edlen Streben auch fernerhin zum Wohle unserer geliebten Heimat wirke und bestehe.

Zum Schlusse stimmen wir mit dem Chronisten ein in das Lied:

Mein Heimattal!

Im Tale still verborgen
Liegt Glattbach wunderschön.
Ja schon am frühen Morgen
Dort frohe Menschen gehn.
“Drum sollst Du mit mir singen –
Dir Glattbach soll erklingen. -
Frei und zielbewußt -
Ein Lied aus tiefster Brust
Gott segne Deine Flur.”

Und Männer ohne Zagen,
In Freud und in der Not,
Dem Vaterland sie tragen
Die Treue bis zum Tod.
“Drum...

Und Mädel ohne Schminke,
So frisch wie Morgentau,
Am Arbeitsplatz geflinke
Gibt würd‘ge deutsche Frau.
“Drum...

Und Mutter Dir der guten,
Dir darf die‘s Lied ich weihn,
Dir wollte ich zumuten,
Du sollst uns ewig sein.
“Drum...

Ziehe hinaus du Festschrift und künde von all den Lieben in Glattbach.

hoch!

Thomann - Europas groesstes Musikhaus