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 Germania

Der Gesangverein “Germania” Glattbach

Alle_98

Die Chöre der Germania Glattbach, bestehend aus dem Frauenchor,
dem
Männerchor sowie dem Jungen Chor Gaudium Cantandi
im Jahr des 125- jährigen Vereinsjubiläums  (1998) vor der Stiftskirche in  Aschaffenburg

seit dem
02.01.2000

Stand: 19.03.2001

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Die Vereinschronik

1873 - 1948

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FESTSCHRIFT
 DES GESANGVEREINS GERMANIA GLATTBACH,

ZU SEINEM  75. STIFTUNGSFESTE

AM 24. UND 25. JULI  1948

Einleitung  - Das schöne Heimattal
Die Pest  1605/6 - Der Schwarze Tod
Der Krieg  von 1866 - Der Spion
1868 -  Die Opferflut
Die  Leineweber - Die Leinewebers Kinn
Die  Magdalenenkapelle
Johann Desch  und die Industrialisierung
2.  Weltkrieg und Nachkriegszeit - O Heimat du
Sonstige  Ortsvereine 1948
Die  Vorstände
Die  Dirigenten
Die  Vereinsgeschichte 1873-1923
Die  Vereinsgeschichte 1923-1948
 

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I. Teil

ORTSGESCHICHTE

Eine halbe Stunde nördlich Aschaffenburg  liegt in einem anmutigen Tale das Dörfchen Glattbach. Im 12. Jahrhundert  (dem frühesten, festgestellten Zeitpunkte) soll es Gladebach, später  Glabbach geheißen haben. Im Wandel der Zeiten wurde es in Glattbach  umbenannt. Viele Wanderer aus der näheren und weiteren Umgebung nehmen  dieses liebliche Dorf als das Endziel ihrer sonntäglichen Wanderungen  gerne an.

Im schönen Frühling, wenn an den Hängen rund um das Dorf die  Kirschbäume in ihrer Blütenpracht sich zeigen, ersteht ihnen seine ganze  malerische, bezaubernde Schönheit. Die Dächer der schmucken Häuser  leuchten in hellem Rot. Inmitten des Dorfbildes erhebt sich die  neugotische Kirche. Die fleißigen, friedliebenden Bewohner haben es trotz  der schweren Zeiten nicht verlernt, Liebe und stete Anhänglichkeit ihrer  Heimat zu bewahren. Der Geist dieses edlen Empfindens ist vom Chronisten  unserer Heimat in folgenden Versen  ausgedrückt.

Glattbach_1

Das schöne Heimattal.

Du schönes Glattbachtal
Du Heimat voll Liebe und Glück,
Dich  grüß ich tausendmal,
Zu dir kehr ich sehnend zurück.
Du rufst uns  allen zu:
Hier findest du Frieden und Ruh.
Drum singt mit mir, ob  alt - ob jung
Aus tiefster Brust stimmt ein mit Schwung -
Wir grüßen  von Herzen viel tausendmal;
Das schöne Heimattal.
Da ist man froh  gestimmt -
Auch wenn es der Sorgen gar viel -
Ein jeder nur das  nimmt
Was ihn führet grad wegs zum Ziel -
In Treue jeden Tag
Da  komme, was kommen auch mag -
Ob Sturm - ob Glück, die Zeit  verrinnt
Und schon ein neuer Tag beginnt
Und trägst du die Liebe  im Herzen noch
Bleibst du ein junger doch!
 

Einst war die Heimat von sonnigen Wingerten umstanden.  Die wärmenden Sonnenstrahlen durchgluteten die edlen Reben, deren Wein den  Stiftsherren des nahen Aschaffenburg ein löbliches Getränk lieferten.  Heute bestehen noch Gemarkungsbezeichnungen wie z. B. oberer-unterer  Wingert und am heißen Stein. Viele für den Anbau schädliche Einwirkungen,  karge Ernten, die Reblaus und lange Kriegsjahre machten den Weinbau  zunichte.

hoch!

Die Pest in Glattbach im Jahre  1605/6.

Der schwarze Tod.

Schon Tag für Tag im  Friedhof dort
Ein Graben und ein Hacken - -
Der schwarze Tod ist in  dem Ort,
Ein Grausen will uns packen.

Es brüllt das Vieh im  nahen Stall
Die Uhr noch tickt im Haus.
Der Beulen voll - am Körper  all
Den Letzten schleppt man raus.

Und auch im Haus schon  nebenan
Brennts Totenlicht allein.
Der Schnitter Tod ruft laut:  Wohlan !
Hier will ich König sein!

Die Geisel Gottes schonte  nicht - -
Für Mensch und Vieh sie kam,
Bis Glattbachs Not im  Glaubenslicht
Zum Beten Zuflucht nahm.

Und ein Gelübde ward  gemacht
Vorm Herrgott auf den Knien
Ein Tag zu Fasten bis zur  Nacht
Soll s Vieh auch einbeziehn.

So ward der helle  Feiertag
Ein Schrei aus tiefster Not,
Das Graben ließ im Friedhof  nach,
Doch s halbe Dorf war tot.

Glattbach_Pest

Durch diese große Not und das entsetzliche Sterben  (veranlaßt) wurde jährlich am 27.September der helle Feiertag  gelobt und durch Jahrhunderte hindurch für Mensch und Vieh gehalten. Die  Pest und der darauffolgende 30jährige Krieg hatten von33 Familien  23hinweggerafft. Um das Jahr 1651waren nur noch 10  Familien ansässig. Nur langsam ging es wieder aufwärts.

Man  nimmt an, daß bei der großen Not, die um das Jahr 1785 herrschte, auch die  Reben ausgehauen wurden, um das Lebensnotwendigste anpflanzen zu können  Der urkundlich älteste Besitz der Stiftsherren von St. Peter und Alexander  (ehemals Leihpacht), war das sogen. Höfchen, die spätere Helm sche Mühle  in eigenem Besitz.

Glattbach_Muehle

hoch!

Es kam der Krieg 1866. Fremdes  Reitervolk durchsprengte die ruhigen Gassen des Dörfchens. Ein Spion wurde  gesucht. Aus dieser Zeit berichtet folgende Begebenheit.

Der  Spion.

In wilder Hast ein Reitertrupp und Soldateska jagen - -
Dort  ein Mann dem Dorfe zu - es ist fast nicht zu sagen!
Schnell in ein Haus  ist er hinein - man hat ihn noch gesehen.
Was will denn diese wilde  Jagd, - was ist denn da geschehen?
Ein Schatten huscht am Bach entlang,  am hintern Ausgang weiter,
Man sucht im Haus - von hinten rufts: hier  ist er raus uns, leider!
Ganz frisch die Spur am Bach verfolgt, bis zu  der Helm schen Mühle.
Sie wird umstellt und durchgesucht - noch in der  Abendschwüle
Die Frau verhört, das Kind gefragt, doch niemand hat s  gesehen.
Man flucht und schimpft, man droht und schreit, doch letztlich  muß man gehen.

Und der Spion in seiner Not war doch versteckt  darinnen:
Er raste durch den Mühlengang und - jetzt mußt s ihm gelingen  -
Ein Sprung vom Kessel zum Kamin, niemand hat ihn gesehen;
Der  Rauch ihm auf die Atmung drückt, das Herz blieb fast ihm stehen
Die  Hand ans Querholz angekrampft, den Mund zur Wand gepreßt,
So bleibt er  stumm - im Rauch versteckt, bis man die Mühl verläßt.

Die Müllerin  zur Küche ging - Ein Schrei! Was kraxelt runter?
Den Teufel glaubt sie  da zu sehn in all dem Drauf und Drunter -
Sei still! Nur still! Ich  war gehetzt, in größter Not des Lebens.
In ein paar Schritten war er  draus; die Müll rin wehrt vergebens - -
Der Krieg war aus, man trug den  Mann zu seines Gottes Frieden,
Von dem gelobt - vom andern nicht - vom  dritten gar gemieden!

(Dieser Mann war kein Spion, sondern der  Besitzer der Helm schen Mühle, der seine Felder nachsehen ging, ob sie vom  Kriegsvolke verwüstet seien.)

Glattbach_Spion

hoch!

Ein munteres Bächlein durcheilt das  Dorf. Am unteren, damaligen Ende war die Glattbacher Mühle. In wuchtigem  Quaderbau drehte sich ein mächtiges Rad. Harte Schicksalsschläge machten  den Wechsel der Besitzer öfter notwendig. Ein schweres Unwetter traf im  Jahre 1868 diese Mühle. Eine Schilderung dieses Ereignisses in  nachfolgenden Versen:

Die  Opferflut.

Wie friedlich lag doch  Dorf und Flur,
Von Hast und Treiben keine Spur.
Der Mittag war schon  längst vorbei,
Er gab der Arbeit vielerlei.

Man traute fast dem  Wetter nicht.
Wir fahren doch , Großvater spricht.
Bis ab und zu -  der Wind hebt an
Und fern es donnert - dann und wann.

Jetzt  immer mehr die Unruh plagt,
Der Wind den Staub - das Astwerk  jagt;
Vom Blitz durchzuckt, es wird fast Nacht -
Der Regen peitscht  - der Donner kracht.

So Mensch und Vieh in wilder Hast,
In  Atemnot - durchnäßt - erblaßt -
Vom Felde her - zur Mühle hin -
Jetzt, in der Scheune ist man drinn.

Gurgelnd kommen  Wassermassen
Durch die Zäune - durch die Gassen -
Ast und Buschwerk  - Bäum und Felsen
Berstend - stoßend sich da wälzen.

Und durch  die Scheune geht ein Zittern,
Ein Stoß - ein Schrei - die Tore  splittern;
Der Knecht, er wollt noch schnell voran,
Doch schon  versinkt Kind, Frau und Mann.

Tieferschütternd war ihr  Ringen,
Niemand konnte Hilfe bringen.
Donnernd grollt des Wassers  Wut,
Rasend schießt die Opferflut -

Der Elemente leidvoll  Lied
Acht Menschen in den Strudel zieht.
Und dort des Friedhofs -  alter Stein -
Soll immerfort ihr Denkmal  sein.

hoch!

Allgemein herrschte große Not. Wie  in anderen Vorspessartdörfern lebten auch in Glattbach Leineweber. In  alten Gemeindebüchern sind noch 18 Leineweber vermerkt. Sie lieferten in  fleißiger Arbeit die Kleidung für die Familie, für den Hausgebrauch und  auch für das Fest. Schlicht und einfach war ihr Leben, treu und tief ihr  Glaube. Edel und schön ihr Linnen das sie gewoben und gebleicht. In diesen  beiden Häusern standen die letzten  Webstühle.

Glattbach_Leineweber

Die Leinewebers Kinn

Ganz dort  drüben auf der Leite - steht umrankt im Blumenkleide
Unser Heim das  Elternhaus . Zarte Fäden - flinke Mäden,
Rote Wangen - friedlich  prangen, doch die Armut zieht nicht aus.

Wir sein Leinewebers  Kinn , bei uns wird Garn gedreht,
Des Abends spät und des Morgens  wieder früh - bei uns die Spule gebt.

Wenn wir kommen von der  Lernschul - läuft die Spindel längst am Webstuhl
Und die Mutter bleicht  das Tuch - Glück und Wonne - Heim voll Sonne,
Frohes Singen - Fäden  schlingen - ist denn das nicht Glück genug!

Dann um 12 Uhr wird  gegessen - zweimal prima gibt s zu essen
In dem Leinewebersheim - ohne  Knochen - gut zu kochen,
Feine Sülze - oft mit Hülse - Apfelbrei und  Haferschleim.

Nach dem Essen einmal neulich - qualmt des Vaters  Pfeife greulich,
Es ist gar nicht oft der Fall - plötzlich pumpt es -  Tür auf stumpft es -
Angetänzelt kommt und schwänzelt - jedisch ne die  Gäs vom Stall .

s bläßt sich auf der schwarze Kater - so ein Luder  schimpft der Vater
Und die Gäs springt auf den Tisch - laute Schreie -  Schüssel neie,
Vaters Pfeife - fast zum Greife . deß geht alles in die  Brüch.

Und der Vater nimmt den Besen - voller Wut ist er gewesen
Und der Kater macht nen Satz - immer gib ihm - auf die Ripp  ihm,
Hoch von oben - saure Proben - haut die Gäs naus und die  Katz.

hoch!

Glattbach_Kapelle

Die Magdalenenkapelle

Im Jahre 1682 wurde in Glattbach eine Kapelle erbaut, die  als Filiale zu der Pfarrei St. Agatha-Aschaffenburg gehörte. 1727 wurde  die zweite Kirche gebaut. Pater Martin von Kochern, der damals im  Kapuzinerkloster Aschaffenburg wirkte, soll diese letztere Kirche  eingeweiht haben. Im Wechsel mit geistlichen Herren von St. Agatha taten  die Kapuziner hier Dienst, bis Glattbach vor der Jahrhundertwende eine  Kaplanei wurde. Im März 1899wurde das Magdalenenkirchlein  abgebrochen und 1902die jetzige neugotische Kirche von Architekt  Henfling und Baumeister Scheuermann aus Aschaffenburg erbaut. 1923wurde die Pfarrei errichtet und H.H.Pf. Benz, aus Weibersbrunn  gebürtig, die seelsorgerliche Betreuung der wachsenden Gemeinde  übertragen.

In den achtziger Jahren des vorigen  Jahrhunderts begann auch in unserer Heimatstadt Aschaffenburg die  Industrie sich zu entwickeln. Wackere Gewerbetreibende und  Handwerksmeister nahmen daran teil.

In  unserem Dorfe lebte ein ehrsamer Schneidermeister, Johann Desch, er begann  damals Kleider auf Vorrat zu machen. Schon bald hatte er so viele  Aufträge, daß er seine Werkstätte im Dorfe mit einer größeren in der nahen  Stadt vertauschte. 1874zog er in die Stadt. Es ist das  Gründungsjahr der heute hochentwickelten Aschaffenburger  Herrenkleider-Industrie geworden. Herr Kommerzienrat Johann Desch konnte  in hohem Alter sein Werk in voller Blüte seinen Nachkommen  übergeben.

Glattbach_Desch

In diesem Hause fertigte J. Desch
die ersten  Anzüge

Doch wollte  damals bei dem Zunftzwange niemand Schneider werden. Männer und  Jugendliche suchten sich daher Verdienst in den Weiß- u.  Buntpapierfabriken Aschaffenburgs. Besonders in der ältesten  Buntpapierfabrik Auhof waren viele Glattbacher tätig. Dieser Betrieb wurde  später mit der größeren Buntpapierfabrik A.-G. vereinigt. Durch 50und mehr Jahre gingen viele dorthin ihr Brot zu verdienen. Sie waren  fleißig, geschickt und konnten sich den vielseitigen Herstellungsverfahren  des Papierfärbens usw. gut anpassen. Alle diese Arbeiten erforderten  Hingebung und besondere Eignungen. Je nach Fleiß und Tüchtigkeit konnte  ein Handfärber damals in der Woche bis zu 1000 Bogen färben, -  marmorieren, - lackieren usf.

1876 wurde die Markwährung eingeführt. Für die darbenden Familien war  der Verdienst sehr beachtlich und die Freude groß, wenn der Vater ein  Goldfüchslein (10Mark in der neuen Währung) heimbringen  konnte.

Die guten Wechselbeziehungen zwischen den Leitern der Fabriken und den  Glattbacher Arbeitern bestehen heutigen Tages noch. Es erscheint deshalb  verständlich, daß heute so mancher treuer Glattbacher Arbeiter betrübten  Herzens vor den durch Bombenangriffe schwerst getroffenen Ruinen seines  ehemals schönen Arbeitsplatzes steht. Die tatkräftige, mutige Direktion  und ihre Arbeiter begannen sofort nach Beendigung des 2.Weltkrieges 1945 die Trümmer zu beseitigen und den Wiederaufbau  einzuleiten. Gottes Segen und das Mithelfen Aller werden notwendig sein,  um den alten Wohlstand, vor allem aber den Arbeitern die  Verdienstmöglichkeit wieder zu gewinnen.

Glattbach_Speise

Speisetransportwagen

hoch!

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II. TEIL

Unsere  Heimat in der Gegenwart.

Die Einwohnerschaft Glattbachs hatte sich kaum von dem 1.  Weltkriege und Inflationsjahren 1922/23,sowie den Jahren der  großen Arbeitslosigkeit 1929/30erholt. Nach anfänglich schwerem  Ringen kehrte wieder Hoffnung in bedrängte Herzen. 1939brauste  erneut der Kriegsruf durch das stille, friedvolle Dörfchen.

0 Heimat du, wo ist dein Hoffen,
Ja, wo bleibt deine  Zuversicht?
Bist mit Unglück neu betroffen.
0 Schöpfer groß, gib du  uns Licht.

Glattbach_WK2

Ueber 350 Männer und Jungmänner zogen hinaus. Noch einmal  blickten sie zurück, um das Bild der teuren Heimat in ihre Herzen  einzuschließen. Dort sprudelte das Bächlein, dort verblieben die Stunden  froher Jugendtage. Zurück mußten alle bleiben, denen die Liebe und Sorgen,  das Herzblut gehörten. Vorbei vorbei!

Manche  stille Träne floß bei dem harten Abschiede. Weit über 6o Männer und  Jungmänner blieben als gefallen , nahezu 50 sind noch nicht zurück. Die  furchtbaren Schrecken des erbarmungslosen Krieges bedrängten auch die  Heimat. Wer wird jemals die grauenvollen Stunden des 21. November 1944,  wer den 12. Dezember 1944 und 21. Januar 1945 vergessen.

Unter den Toten der beiden letzten Bombenangriffe barg man auch 3  Ordensschwestern (aus dem Orden des göttlichen Erlösers in Würzburg), die  viele Liebesdienste Alt und Jung in unserer Heimat gespendet hatten. Ihnen  ein besonderes Gedenken. In schwerer Tag- und Nachtarbeit wurden in dieser  Notzeit größere Bunker gebaut, die zum Teil ein Fassungsvermögen bis zu  200Personen hatten. Durch die Bomben wurden über 40 Gebäude,  Wohnhäuser, Scheunen, Stallungen usw. teils ganz, teils schwer  beschädigt.

Groß war die Not!

Das Jahr 1947 war ein nie gekanntes Mißjahr. Die Berghänge rings um das  Dorf waren von der Sonne rot gebrannt. In Folge der großen Hitze gab es  kein Futter. Die kleinen Landwirte mußten Vieh abschaffen, um das übrig  gebliebene durchhalten zu können. Die Zwangswirtschaft, die seit  Kriegsbeginn (September 1939)eingeführt wurde, nahm katastrophale  Auswirkungen an.

1948 zählte unser liebes Glattbach 1700Einwohner  (einschließlich Flüchtlinge). 300Familienwohnhäuser beherbergen  509Familien.

Das sonstige dörfliche Vereinsleben sei noch  erwähnt.

hoch!

Glattbach_1948

Name

Gegründet

Arbeiter-Unterstützungsverein I

1873

Arbeiter-Unterstützungsverein II

1903

Turnverein

1895

Darlehenskassenverein

1891

Obstbauverein

1900

Gesellschaftsverein

1921

Fußballverein

1928

Speisetransportverein

1909

Ziegenzuchtverein

1914

Hühnerzuchtverein

1936

Die Mitgliedschaft der einzelnen Ortsbürger ergibt sich  entsprechend den Interessen des Einzelnen. Mancher ist Mitglied in  mehreren Vereinen. Einigkeit und gegenseitige Hilfsbereitschaft werden  stets von allen Seiten gepflegt.

So sei  Dir, der Du dieses Büchlein in die Hände nimmst und liest, ein kurzer  Ueberblick über Glattbach gegeben, von seinen Menschen, die der Väter gute  Sitten und Gebräuche hegen, Fleiß und Strebsamkeit schätzen. Besonders sei  der sorgenden Hausfrauen gedacht, die in dieser schweren Zeit sich  abmühten, in Feld, Garten und Stall, um dem schaffenden Manne und den  heranwachsenden Kindern das zu geben, was ihnen zum Leben notwendig war  und so eine Höherwertung ihrer Familien  gewährleisteten.

hoch!

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III. Teil

DIE VEREINSGESCHICHTE.

Die Gründung des Gesangvereins Germania Glattbach vollzog sich  im Februar 1873 im Lokale von Gastwirt und Bürgermeister Johann Ludwig  Hein (jetzige Wirtschaft Peter Heeg). Vorstand wurde Johann Ludwig Hein,  Dirigent Peter Alois Ott.
Die Gründungsmitglieder waren:
Karl  Krautt, Adam Klug, Valtin Bernhard, Adam Kuhn, Kilian Kuhn, Adam Schüßler,  Ferdinand Sauer und Johann Klemens Beißler.
Um einen festen  Zusammenhalt der Mitglieder zuerwirken, wurde im Jahre 1875 eine  Fahne angeschafft . Sie kostete damals den hohen Preis von 120Gulden. Die eine Seite trägt den Schmuck einer Lyra, die andere ein  Eichenrankenwerk mit Inschrift. Die Ausführung zeigt beste Handarbeit.  Eine Hanauer Fahnenfabrik lieferte sie. (Fa. Liebig.)
Im Jahre 1878  verlegte der Verein wegen Wahlstreitigkeiten (Gemeindepolitik) sein Lokal  von der Hein schen Wirtschaft nach dem Lokal Johann Andreas Sauer, welches  später Franz Max Sauer und nach dessen Tode heute Herr Heinrich Breunig  pachtweise inne hat.
In den ersten 10 Jahren hatte der Verein 12Vorstände, ein Zeichen, daß das Vereinsleben auch mancherlei  Schwierigkeiten zu bestehen hatte. Das Liedergut war und ist heute noch,  vom Volksliede angefangen bis zu schweren Chören, Gemeingut des Vereins.  Das 25jährige Bestehen wurde am 12. 6. 1898 unter großer  Beteiligung umliegender Bruder- und Ortsvereine festlich begangen. Bis zum  Jahre 1910sang der Verein auch zur Verschönerung des  Gottesdienstes, was immer, bis zur Abgabe an den erstandenen Kirchenchor,  eine Freude und volle Hingebung der jeweiligen Vereinführung und  Sängerschar war. Von den Einwohnern wurde das Singen in der Kirche gerne  gehört.
Das 40jährige Stiftungsfest feierte man an Pfingsten 1913in den Räumen der gastlichen Glattbacher Mühle. Kaum ein Jahr war  vergangen und der unheilvolle Weltkrieg 1914/18 brach herein. Fast 2Drittel der aktiven Sänger rückten ein, darunter auch Herr Vorstand  Gregor Sauer und Herr Dirigent Johann Schüßler. Ein kleines Häuflein blieb  übrig, das letztlich unter Herrn Oberlehrer Edmund Merz ab und zu beim  Proben sich versammelte. Tiefe Wunden hatte der Krieg geschlagen,  zahlreiche Opfer aus dem aktiven Sängerkreise waren zu beklagen. Aber  schon bald erwachte wieder die Liebe zum Gesang Durch den Zusammenschluß  im Maintalsängerbunde wurden wieder Dirigentenkurse und auch  Wertungssingen abgehalten, wobei der Gesangverein Germania beachtliche  Leistungen erzielen konnte.
In die Zeit tiefen wirtschaftlichen  Niedergangs und Geldentwertung fiel das 50. Jubelfest des Vereins. Das  ganze Dörfchen nahm daran teil. Aus der Umgebung kamen 23Brudervereine am 10.6.1923zum frohen Feste. Große  Triumphbögen, musterhafter Häuserschmuck, besonders in der Turnhalle wo  das Fest stattfand, trugen dazu bei, dem Tag die rechte Weihe zu geben.Die  Führung des Vereins lag damals in den bewährten Händen von Herrn Alois  Stumpf.
Hier seien einige Preise angeführt, die durch die Inflation  verursacht, zeigen, wie man zu rechnen hatte:
1 Liter Bier kostete  2000.-, 1Flasche Wein 4500.-, 1Brötchen 250,- 1 Portion  Wurst 2500.-Mark. Die Vereinskasse konnte der katastrophalen  Geldverhältnisse wegen auf keinen Ueberschuß rechnen.
Das gesellige  Leben wurde gepflegt, Frohsinn und Humor waren in den Sängerrunden. Es gab  die sogenannte Lügenecke u.a.m. Jahrzehnte hindurch ergötzte Herr Adam  Sahm (Dr. Sahm genannt) mit seinen prickelnden, humorvollenVersen: Der  schwarze Mohr , Ti-ti-put-put-put mein Hühnchen , oder die  Nudelmagrett , waren neben Musik - Gymnastik - Akrobatik sein fröhlich  spendendes Fach.Er ist nicht mehr, Ehre seinem Andenken, und allen denen,  die mit ihm waren. Schöne Stunden, unvergeßlich, manchmal erhaben groß,  flossen in den Becher der Zeit.

Glattbach_Schmuck01

Die Vorstände des Vereins  waren

Adam Ludwig Hein

7 Monate

Anton Bernhard

2 Monate

Karl Krautt

5 Monate

Karl Morhard

18Jahre

Lehrer Markard

2 1/4 Jahre

Gregor Sauer

10 Jahre

Valtin Bernhard

3 Monate

Alois Stumpf

2 Jahre

Kilian Kuhn

1 3/4 Jahre

Jonas Hauck

 1 Jahr

Ferdinand Sauer

9 Monate

Alois Matthias Sauer

4 Jahre

Adam Schüßler

2 Jahre

Adolf Lang

5 Jahre

Adam Kuhn

1 Jahr

Matth. Krenz

1 1/4 Jahre

Adam Klug

3 Jahre

Angelus Sauer

9 Jahre

Johann Hartlieb

5 Jahre

 

 

Durch plötzlichen Tod verschied am 14.2.1914 Herr  Ehrenvorstand Karl Morhard, der den Verein 18 Jahre opfervoll  leitete.

Die Dirigenten des Vereins

1. Lehrer Peter Ott

8. Lehrer Bergmann

2. Lehrer Markard

9. Lehrer Then

3. Lehrer Hußlein

10. Lehrer Büchler

4. Lehrer Wehner

11. Lehrer Schultes

5. Lehrer Heim

12. Zigarren-Fabrikant Johann Schüßler (42 Jahre  Dirigent)

6. Lehrer Seltsam

13. Oberlehrer Merz  (aushilfsweise)

7. Musiklehrer Ziegler

 

Um seiner Verdienste in gesanglicher Hinsicht wurde Herr  Dirigent Johann Schüßler zum Ehren-Dirigenten ernannt.

hoch!

Das Hessische Sängerbundesfest in  Darmstadt und das Deutsche Sängerbundesfest in Frankfurt a. M. wurden mit  großer Begeisterung besucht. Der Verein beteiligte sich dort an  gesanglichen Aufführungen.
Am 23. 7. 1933wurde das 60. Wiegenfest des Vereins hoch-festlich begangen. Wiederum  feierte Alt und Jung des Dorfes mit. Der finanzielle Erfolg war ein  guter.
In der Hitlerzeit war das Vereinsschifflein in politisches  Fahrwasser geraten und dementsprechend nicht mehr so harmonisch wie  ehedem.
Es kam der zweite Weltkrieg I939/1945. Von  1942-1946 erlahmte das Vereinsleben. Im September 1946wurde  anläßlich einer Generalversammlung eine neue Vorstandschaft gewählt und  Herr Adolf Lang mit der Lizenzierung des Vereins beauftragt. In langen  Abwicklungen, die sich bis Mai 1947 erstreckten, wurde selbige  durchgeführt.
Die erste Gesangstunde war ein Festakt. Die Gemeinde  Glattbach war durch den 1. und 2.Bürgermeister, Herrn Georg Hauck  und Herrn Johann Krenz vertreten. Dirigent wurde Kaufmann Sebald Bernhard.  Nahezu 6o Sänger traten bei. Eine große Arbeit begann. Ernste Proben  kamen, aber auch ein neuer Geist zog ein. Jeder wollte sein Bestes  geben.

In Treue und Liebe rüsten wir zum 75jährigen Gründungsfeste des  Vereins.

Möge Gott es geben, daß der Verein in seinem edlen Streben auch  fernerhin zum Wohle unserer geliebten Heimat wirke und bestehe.

Glattbach_Schmuck02

Zum Schlusse stimmen wir mit dem Chronisten ein in das  Lied:

Mein Heimattal!

Im Tale still verborgen
Liegt Glattbach  wunderschön.
Ja schon am frühen Morgen
Dort frohe Menschen  gehn.
Drum sollst Du mit mir singen
Dir Glattbach soll erklingen.  -
Frei und zielbewußt -
Ein Lied aus tiefster Brust
Gott segne  Deine Flur.

Und Männer ohne Zagen,
In Freud und in der  Not,
Dem Vaterland sie tragen
Die Treue bis zum  Tod.
Drum...

Und Mädel ohne Schminke,
So frisch wie  Morgentau,
Am Arbeitsplatz geflinke
Gibt würd ge deutsche  Frau.
Drum...

Und Mutter Dir der guten,Dir darf die s Lied  ich weihn,
Dir wollte ich zumuten,
Du sollst uns ewig  sein.
Drum...

Ziehe hinaus du Festschrift und künde von all den  Lieben in Glattbach.

Der Hilfsbereitschaft
unseres  Sangesbruders Alois Stumpf sei besonders gedankt.
Den Text und Gedichte  schrieb Adolf Lang.
Die Zeichnungen fertigte A.  Bergmann-Franken

hoch!

Thomann - Europas groesstes Musikhaus